Solche und ähnliche Fragen erreichen uns immer wieder. Dabei wird angenommen, dass ein elektrisches TDS-Messgerät für ca. 25€ verlässliche Aussagen über die Qualität des Trinkwassers machen kann. Der TDS-Wert (engl. Total Dissolved Solids) gibt die Summe der gelösten Feststoffe (z.B. Mineralien, Salze, Metalle) im Wasser an. Die gebräuchliche Einheit ist mg/l (Milligramm pro Liter) oder PPM (engl. Parts Per Million). Das Gerät zeigt den elektrischen Widerstand entweder direkt in Mikrosiemens (µS) an oder rechnet diesen um in den PPM-Wert (2 µS/cm = 1 ppm). Beide Werte sagen nur etwas über die Anzahl der gelösten Feststoffe im Wasser aus, die leitfähig sind. Je höher die Leitfähigkeit des Wassers desto höher der Messwert. Dies ist keine chemische Analyse des Wassers nach seinen genauen Inhaltsstoffen. Daher sind dies rein quantitative Messungen, die nichts über die Qualität des Wassers aussagen. Ob harmloses Natrium, Calcium, Magnesium oder z.B. giftiges Arsen, Blei oder Uran macht aber für Deinen Körper schon einen Unterschied. Besonders Rückstände von Hormonen, Pestiziden und Fungiziden leiten keinen Strom und können von einem Leitwertmessgerät nicht erfasst werden! Zerdrücke einmal eine Paracetamol Tablette und rühre diese in ein Glas Wasser. Du wirst keinen Unterschied messen, obwohl das Wasser nun extrem kontaminiert ist mit Medikamentenrückständen. Andererseits schlägt das Gerät schon mit einer kleinen Prise Kochsalz in einem Glas Wasser zu Unrecht Alarm.
Unseriöse Verkaufsaussagen
Häufig verwenden Anbieter von Osmose-Anlagen ein TDS-Messgerät, um Interessenten davon zu überzeugen, dass das eigene Leitungswasser krank macht. Es wird behauptet, mit dem Gerät würden die im Wasser befindlichen Schadstoffe gemessen. Ausschließlich Wasser mit sehr niedrigem Wert unter 100 µS sei gesundheitsfördernd. Der digitale Messwert sei somit ein Richtwert für die Qualität des Wassers. Der Messwert zeigt jedoch lediglich an, wie leitfähig das Wasser ist. Nur Osmose-Wasser hat einen niedrigen Leitwert. Das liegt ausschließlich daran, dass ein Osmose-Wasser keine bis wenig Minerale mehr beinhaltet und daher nicht mehr leitfähig ist. Mittlerweile haben einige Hersteller von Osmose-Anlagen erkannt, dass „leeres“ Wasser unangenehm schmeckt und nicht gesundheitsförderlich ist. Daher haben die meisten nun eine Remineralisierungs-Stufe eingebaut. Würde diese aber funktionieren, wäre der Leitwert ja wieder so hoch wie vorher.
Minerale sind wichtige Geschmacksträger
Mineralien gehören in natürliches Quellwasser und bilden seinen Charakter. Sie geben dem Wasser seinen typischen regionalbedingten Geschmack. Ob ein Wasser nun viele oder wenige Minerale enthält, hängt ausschließlich von der Region ab und ist kein Qualitätsmerkmal für dessen Güte. Es gibt charaktervollere Wässer und leichtere Wässer.
Was sagt die Deutsche Trinkwasserverordnung zum Leitwert?
In der weltweit sehr strengen Deutschen Trinkwasserverordnung (TrinkwV) wird der elektrische Leitwert nur in Zusammenhang mit der Korrosion der Leitungen erwähnt. Ist der Mineralgehalt zu hoch, kann zwischen edlen und unedlen Metallen in den Leitungen ein Strom fließen und diese rosten lassen.
Was sagt die WHO zum Leitwert?
Aussagen, dass Wasser mit hohem TDS-Wert ungesund ist, werden von der WHO nicht bestätigt. In den WHO Richtlinien (WHO/SDE/WSH/03.04/16, Total dissolved solids in Drinking-water, Background document for development of WHO Guidelines for Drinking-water Quality) wird zusammenfassend festgehalten, dass es keine verlässlichen Studien gibt, die den Zusammenhang des TDS-Werts und der gesundheitlichen Wirkung von Wasser bestätigen. Wasser mit zu niedrigem TDS-Wert wird häufig als geschmacklich unangenehm beschrieben und sei ebenso problematisch wie Wasser mit einem Wert oberhalb von 2.000 µS.
FAZIT: Der TDS-Leitwert in PPM oder Mikrosiemens µs kann KEINE Aussage darüber treffen, ob ein Wasser gesund ist oder nicht! Aus diesem Grunde geben wir keine Angaben zum Leitwert an.